Pisswasser
  GTAIV
 



Testbericht von der Zeitschrift Gamepro:




GTA IV - Test

Trotz nahender Heftabgabe haben wir uns mit GTA 4 die Nächte um die Ohren gehauen. Lest hier, ob die Fortsetzung der Gangster-Saga tatsächlich der erhoffte Megahit geworden ist.

Getestet von Kai Schmidt

 


Neues GTA, neuer (Anti-) Held: Diesmal arbeitet ihr euch in der Rolle des ehemaligen Soldaten und Gelegenheitsganoven Niko Bellic in der Unterwelt von Liberty City nach oben. Nikos Cousin Roman hat den Osteuropäer mit Versprechungen von Reichtum und Luxus in die Vereinigten Staaten gelockt. Doch wenn Niko zu Beginn des Spiels als illegaler Einwanderer ankommt, erwarten ihn keine Sportwagen und Nobelkarossen, sondern ein kakerlakenverseuchtes Zimmer und Romans heruntergekommener Taxibetrieb. Schnell knüpft er jedoch eher unfreiwillig Kontakte zu einigen äußerst dubiosen Gestalten, für die er Auftragsarbeiten erledigt, um etwas Geld zu verdienen – und am Leben zu bleiben. Viele der Jobs übernimmt Niko anfangs nämlich nur widerwillig, hat aber keine Wahl, da es entweder um seinen eigenen Kopf oder den seines Cousins geht. Allerdings begreift Bellic schnell, dass er die Chance hat, mit unschönen Details seiner Vergangenheit abzuschließen, wenn er im Ansehen der Bosse steigt: Die Spuren einiger Finsterlinge, mit denen er noch ein Hühnchen zu rupfen hat, führen nämlich direkt nach Liberty City. Neben seiner neuen Karriere als Auftragskiller und Fluchtwagenfahrer sammelt er Informationen über die Männer, um mit ihnen abzurechnen.

Coming to America

 

Nach einem grandios inszenierten Vorspann, der auch in einem Kinofilm nicht deplatziert wäre, wirft euch das Spiel zunächst kommentarlos ins Geschehen: Ihr sitzt im Auto und sollt euren angetrunkenen Cousin in sein ranziges Appartement bringen. Genialer Einfall: Während GTA-Veteranen sich sofort zurechtfinden, sitzen Neueinsteiger erst einmal verdutzt am Joypad. Ihr fühlt euch genauso fremd und alleingelassen wie Niko in seiner neuen Heimat. Doch schon bald springt euch das Spiel zur Seite, erklärt euch in sinnvollen Schritten die Steuerung des Wagens sowie das Navigationssystem. Das Navi ist ungemein hilfreich, wenn es darum geht, in der gigantischen Metropole bestimmte Orte zu finden: Auf dem Radar in der linken unteren Ecke seht ihr einen Teil des Stadtplans, auf dem die schnellste Route komfortabel angezeigt wird – in Fahrzeugen höherer Preisklassen bekommt ihr die Richtungsanweisungen sogar per Stimmenansage. Standardmäßig ist die Kamera knapp hinter dem Wagen platziert. Wer will, kann die Perspektive aber auch etwas wegzoomen, eine Fahrer-Ansicht wählen, oder die Action-Cam aufrufen, die zwar nicht besonders übersichtlich ist, dafür aber eure Fahrt filmreif in Szene setzt.

Erste Schritte

 


Nachdem ihr angekommen seid, werdet ihr direkt mit Romans Problemen konfrontiert: Der Mann hat Schulden bei einem Kredithai! Statt dabei zuzusehen, wie die Eintreiber eurem Cousin die Finger brechen, prügelt ihr sie lieber krankenhausreif. Von nun an folgen die Probleme Schlag auf Schlag: Aus den ursprünglichen Meinungsverschiedenheiten mit den unfreundlichen Finanzberatern entwickelt sich eine vertrackte Geschichte, in deren Verlauf sich Niko mehrerer Auftraggeber ein für allemal entledigt und ständig vom Regen in die Traufe gerät – typisch GTA eben. Die Zwischensequenzen, in denen die Story erzählt wird, sind zwar technisch in Ordnung, reichen aber bei weitem nicht an die Perfektion von Heavenly Sword heran. Das verzeiht man aber gerne, zumal trotz etwas seelenlos wirkender Figuren immer noch Kino-Atmosphäre aufkommt – dank herrlicher Dialoge, gekonnter Schnitte und gut gewählter Perspektiven. Wer die Serie »Die Sopranos« mag, wird voll auf seine Kosten kommen.

Fast wie echt

 


Wer sich auf das knallharte Gangsterleben einlässt, darf durch eine riesige, lebendige Welt wandern, die sich erst nach und nach erschließt. Zu Beginn sind die Brücken, die zu den Stadtteilen von Liberty City führen, wegen einer Terrorwarnung gesperrt. Im weiteren Spielverlauf öffnen sich die Straßen allerdings, sodass ihr Schritt für Schritt das gesamte Areal erkunden könnt – hauptsächlich mit geklauten Wagen oder Motorrädern. Wer die Nase voll hat von Autos, sattelt später einfach auf Boote oder Helikopter um! Angesichts der beeindruckenden Größe der Stadt verzeiht man auch gerne minimale Ruckler und Pop-Ups – zumal die Detailverliebtheit der Gebäude und Objekte wirklich fantastisch ist. Auf größere Ladepausen verzichtet das Spiel dank Streaming-Technologie: Durch immerwährendes Nachladen der Umgebungsdaten könnt ihr euch flüssig von einem Ende der Metropole ans andere bewegen. Lediglich vor und nach Zwischensequenzen werdet ihr von kurzen Unterbrechungen belästigt. Das gilt trotz 3 Gigabyte großer Installation übrigens auch für die PlayStation 3-Version.Ein Mann und sein Handy

 


Eure Aufträge erhaltet ihr zwar meist direkt bei einem Besuch eurer aktuellen Chefs, doch ab und zu melden sie sich auch per Telefon. Nikos Handy ist eine Multifunktions-Schaltzentrale: Ihr empfangt Anrufe, dürft aber auch selbst Nummern wählen oder Kontakte aus eurem Telefonbuch auswählen. Habt ihr eine Mission verbockt, erhaltet ihr außerdem eine SMS, die euch fragt, ob ihr den Auftrag erneut starten wollt. Per Computer und Internetzugang (nur in der Spielwelt!) personalisiert ihr das Mobiltelefon sogar: Ladet euch einfach neue Klingeltöne und Hintergrundbilder herunter. Das Geld dafür und für andere Dinge, wie etwa Klamotten, erhaltet ihr für erfüllte Aufträge. Es lohnt sich immer, bei den Bekannten anzurufen, um die Beziehungen zu stärken. Steht ihr in der Gunst bestimmter Leute gut da, kommt ihr in den Genuss von Zusatzleistungen, die euch das Leben in Liberty City deutlich erleichtern. Cousin Roman schickt euch zum Beispiel kostenlose Taxis, wenn wieder einmal mehrere Meilen zwischen euch und eurem Ziel liegen. Auch kleine Jobs für das schnelle Geld nebenbei können dabei herausspringen, wenn ihr euch mit euren Mitgangstern gut stellt. Geklaute Polizeiautos bergen außerdem Möglichkeiten zur Nebenbeschäftigung: Greift ihr auf den Bordcomputer zu, findet ihr eine Reihe aktueller Straftaten. Als Vigilant könnt ihr die Verbrecher aufspüren und unschädlich machen.

Das Spiel mit der Liebe

 


Strafverfolgung auf eigene Faust und Taxijobs sind nur die Spitze des schier unendlichen Berges an Nebenbeschäftigungen, denen ihr in Liberty City nachgehen könnt, wenn euch zwischen den Missionen mal wieder langweilig ist. In Bars und Clubs stehen Spielautomaten herum, die zu einer Runde 3D-Tetris einladen. Außerdem dürft ihr eure Fähigkeiten im Bowlen, Darten oder Pool Billard beweisen – gerne auch mit euren Geschäftskontakten und Freundinnen. Gerade, wenn ihr Mädels zu einem Schäferstündchen überreden wollt, solltet ihr regelmäßig mit ihnen ausgehen. Nicht nur Kneipensport, sondern zum Beispiel auch ein Besuch im Kabarett ist in der Beziehung hilfreich. Männliche Bekanntschaften, mit denen ihr euch zwecks Zusammenarbeit gut stellen wollt, stehen hingegen mehr auf nackte Tatsachen: Stripclubs sind hier erste Wahl! In den exotischen Etablissements dürft ihr euch im stillen Kämmerlein sogar an einem Lap Dance erfreuen, wenn euch eine der leicht bekleideten Damen anspricht. GTA IV ist in der Darstellung sexueller Handlungen nicht unbedingt zimperlich: Rockstar geht bis an die Grenzen des Machbaren, wenn ihr zum Beispiel mit einer laut stöhnenden Prostituierten auf dem Schoß im wackelnden Auto sitzt. Auch erfolgreiche Dates mit euren Freundinnen werden von eindeutigen Geräuschen untermalt. Ganz so explizit wie im berüchtigten »Hot Coffee«-Modus (verstecktes, interaktives Liebesspiel) des Vorgängers GTA San Andreas wird es dann aber doch nicht: Ihr dürft dem Intimverkehr lediglich akustisch beiwohnen, während die Kamera an der Hausfassade entlangfährt. Immerhin beweist Rockstar Selbstironie: Das Achievement beim ersten erfolgreichen Abschleppversuch nennt sich »Warm Coffee«!

Erschreckend realistisch

 


Nicht nur die Darstellung nackter Haut und des Matratzensports macht deutlich, dass sich das Spiel definitiv an Erwachsene richtet, sondern auch die stellenweise ziemlich derbe Gewaltdarstellung. Zwar hat man Blutspritzer und Splattereffekte im Vergleich zu den vorangegangenen Teilen stark zurückgefahren, doch gerade das Fehlen der überdrehten Comicgewalt macht das Gezeigte im Zusammenspiel mit der realistischeren Optik zu einem viel intensiveren und verstörenderen Erlebnis. Erschießt ihr einen Autofahrer hinterm Steuer, sackt er physikalisch korrekt auf dem Lenkrad zusammen und in der Scheibe bleibt ein von Blutspritzern gesäumtes Loch zurück. Fahrt ihr einen Gegner über den Haufen, finden sich Reste seiner Körperflüssigkeit auf der Karosserie.

 


Die Ballersequenzen tun ihr übriges dazu: Anders als in den Vorgänger-Spielen sind Shoot-Outs mit Mafia-Handlangern keine steife Angelegenheit mehr, sondern haben durch den Sprung auf die nächste Hardware-Generation deutlich an Dynamik gewonnen.Das Zielsystem funktioniert prächtig und lässt euch mühelos von einem Gegner zum nächsten schalten oder nach Bedarf auch manuell justieren. Niko geht wie Marcus Fenix hinter Objekten wie Mauern oder Stützpfeilern in Deckung und hechtet bei Bedarf zur nächsten schützenden Kiste. Eure Widersacher sacken der Reihe nach zusammen und krümmen sich am Boden. Steckt ihr sie in Brand – etwa mit einem Molotow-Cocktail – taumeln die Polygon-Bösewichte als lebende Fackel herum, während die dynamische Lichtquelle der Flammen die Umgebung in ein unheilvolles Licht taucht. Definitiv nichts für Zartbesaitete! Wer mit dem Gezeigten klarkommt, freut sich auf das derzeit beste Open-World-Spiel und nimmt sich am besten schon einmal eine Woche Urlaub: Selbst wenn ihr nur der Hauptstory folgt und euch nicht mit Liebschaften oder Freizeitbeschäftigungen wie dem Finden und Beseitigen von 200 Tauben befasst, habt ihr gut und gerne 30 Stunden zu tun! Sogar zehn Seiten hätten wohl kaum gereicht, alle Möglichkeiten aufzuzählen, die ihr in Liberty City habt.

Eine Welt zum Verlieben

 

Ganz klar: GTA IV setzt die Messlatte im Bereich der Sandkastenspiele gute zehn Meter nach oben. Die Mischung aus schwarzem Humor und kompromissloser Action hat mich fest in ihren Bann gezogen. Allerdings gibt es immer wieder unnötige Stolperfallen, die mir kurzzeitig den Spaß etwas vermiest haben. Manchmal hatte ich das Gefühl, nicht hundertprozentig Herr der Lage zu sein, was auch mit der immer noch nicht ganz ausgereiften künstlichen Intelligenz zusammenhängt. Wenn man mitten in einer Mission unverschuldet den Löffel abgibt, weil man zum Beispiel von einem Auto über den Haufen gefahren wird, ist das zwar einigermaßen realistisch, aber trotzdem ärgerlich. Fehlende Checkpoints tun ihr übriges, um gelegentlich einigermaßen Frust aufzubauen. Auch kommt mir die Steuerung etwas überladen vor. Eine jederzeit aufrufbare Move-Liste hätte ich sehr begrüßt. Dennoch: Wer als Actionfan nicht nach Liberty City zieht, ist selbst schuld! 9/10 Taubenjäger: Kai


Quelle: http://www.gamepro.de/test/spiele/ps3/actionspiel/gta_iv_test/1305776/gta_iv_test_p5.html
 
 
   
 
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